Marcel Konrad, geboren am 6.5.1954 in Luzern. Ausbildung zum Grundschullehrer, anschließend zwei Jahre Lehrtätigkeit auf dem Lande; abgebrochenes Studium der Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Zürich, in dieser Zeit Arbeit am ersten Roman; erneut drei Jahre Grundschullehrer-Tätigkeit; seit 1983 als freier Schriftsteller tätig; wohnhaft in Luzern, verheiratet, drei Kinder.
* 6. Mai 1954
von Heinz Hug
Essay
Marcel Konrad gehört zu den von einem Thema ,besessenen‘ Schriftstellern; wo sie auch beginnen, immer führt sie der schöpferische Prozeß zum Ausgangspunkt zurück. In seinem ersten Roman „Stoppelfelder“ (1983) erzählt die Ich-Figur ihre Geschichte von den pubertären Erfahrungen auf dem väterlichen Hof bis kurz vor ihrer Hinrichtung, zu welcher sie wegen der Vergewaltigung und Ermordung einer Frau verurteilt wird.
Der Stoff gerät nicht zur lapidaren Geschichte vom Verbrecher mit der lieblosen Jugend; Konrad formt daraus einen Roman, der die reichhaltigen erzählerischen Darstellungsmöglichkeiten auslotet: ein von klassizistischen bis zu vulgären Formen reichendes stilistisches Spektrum, eine sinnliche, wuchernde, nur selten beschreibende oder reflexive Sprache, die weitgehend auf verallgemeinernde Begriffe verzichtet. In der komplexen Erzählstruktur dominieren zwei Ebenen: die kontinuierlich erzählte, je nur wenige Tage umfassende Zeit in der Familie und die Zeit im Gefängnis; eingeschoben und punktuell stehen die Ereignisse dazwischen. Diesem ,realen‘ ...